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Wie leer sind unsere Trinkwasserspeicher?

Bisher reicht der Regen nicht, um die Talsperren zu füllen. Wie die Wasserversorgung trotzdem gesichert ist.

Von Anja Ehrhartsmann & Maximilian Helm
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Blick auf die Talsperre Klingenberg.
Blick auf die Talsperre Klingenberg. © Jan Woitas/dpa-Zentralbild

Langanhaltende Trockenheit und intensive Sonneneinstrahlung haben sich in den Sommermonaten negativ auf die Füllstände der Talsperren im Landkreis ausgewirkt: Der Wasserbedarf ist gestiegen, mehr Wasser ist verdunstet. Zwar sind die Temperaturen mittlerweile deutlich gefallen, der Niederschlag hat bisher aber nicht ausgereicht, um die Speicher wieder aufzufüllen. Trotz allem ist immer noch genug Wasser da. Auch in den Sommermonaten gab es keinen Engpass. Wie das gewährleistet wird und wie die Wasserversorgung im Landkreis abgesichert ist, zeigt eine Übersicht der SZ.

Ist die Wasserversorgung aus der Talsperre Gottleuba gesichert?

Die Talsperre ist der Hauptversorger für den Großraum Pirna und wird durch die Zuflüsse der Gottleuba und des Oelsenbaches gespeist. Wegen des trockenen Sommers werden zurzeit rund 60 Prozent des Stauziels erreicht – gemeint ist damit das Fassungsvermögen ohne den Platz, der für Hochwasser freigehalten wird. Auch im November verlor die Talsperre weiter Wasser, im Durchschnitt kamen auf 60 Liter pro Sekunde Abfluss nur 30 Liter Zufluss. Das ist in Trockenperioden nicht ungewöhnlich, Talsperren wurden zu genau dem Zweck gebaut, solche Zeiten zu überbrücken. Die Landestalsperrenverwaltung (LTV) versichert, dass die Wasserversorgung für Pirna auch bei anhaltender Trockenheit noch über ein Jahr lang gesichert ist.

Wie sind die Talsperren Klingenberg und Lehnmühle gefüllt?

Im größten Wasserspeicher des Osterzgebirges, dem Verbundsystem der Talsperren Klingenberg und Lehnmühle, sind derzeit 47 Prozent des Stauziels erreicht. Die Versorgung der Städte Dippoldiswalde und Freital wird über die beiden Talsperren abgedeckt, zudem 60 Prozent des Bedarfs der Landeshauptstadt Dresden. Aus dem Stausee in Klingenberg wird das Wasser direkt ans Wasserwerk abgegeben, das nur wenige Meter entfernt von der Wasserversorgung Weißeritzgruppe betrieben wird. Über Stollen und Rohrleitungen gelangt das Wasser zum Werk nach Dresden-Coschütz, aufbereitet wird es dort von der Drewag. Da der Wasserstand einen großen Einfluss auf die Wasserqualität hat, wird das Wasser derzeit hauptsächlich in Klingenberg gespeichert. Dort liegt der Füllstand bei rund 73 Prozent des Stauziels. In der Talsperre Lehnmühle ist der Inhalt dagegen auf 22 Prozent geschrumpft.

© Grafik/SZ

Welche Talsperren im Osterzgebirge hängen noch zusammen und wie?

Um den Bedarf zu decken, wird das System Lehnmühle/Klingenberg, wenn nötig, durch die Talsperre Rauschenbach unterstützt, so wie in diesem Sommer. Laut LTV wird noch immer Wasser aus dem Nachbarlandkreis Mittelsachsen bezogen. Über die Revierwasserlaufanstalt Freiberg, eine Staumeisterei der LTV, wird das Wasser bis zum Pumpwerk Lichtenberg geleitet und zum Hochbehälter Beerhübel gepumpt. Von dort gelangt das Wasser schließlich über die Wilde Weißeritz bis in die Vorsperre der Talsperre Klingenberg.

Durch Talsperrenverbundsysteme wie diesem kann die LTV Wasser aus Regionen mit einem größeren Wasservorkommen beziehungsweise einem geringeren Bedarf in trockenere Regionen leiten oder eben in Regionen mit höherem Bedarf. So können längere Trockenperioden ausgeglichen werden. Die Leistungsfähigkeit von Überleitungen ist allerdings technisch immer durch die Pumpenkapazität begrenzt. Zudem verursachen Überleitungen zusätzliche Kosten. Die Talsperre Gottleuba ist nicht Teil dieses Verbundsystems. Sie wird ausschließlich durch Niederschläge in ihrem Einzugsgebiet gespeist.

Könnte eine Schneeschmelze die Talsperren wieder füllen?

Bildet sich im Winter eine Schneedecke, kann die LTV für die jeweiligen Einzugsgebiete berechnen, wie viel Wasser in den Talsperren landen wird. Parameter wie Verdunstung oder Bodensättigung werden mit einberechnet. Die Schneeschmelze kann in den meisten Wintern dazu genutzt werden, um die Talsperren für das Jahr aufzufüllen. Lagert mehr Wasser im Schnee, als die Talsperren aufnehmen können, werden diese vorentlastet. Das heißt, dass über einen längeren Zeitraum etwas mehr Wasser abgegeben wird, um Platz zu schaffen.

Jetzt ist der Boden ausgetrocknet. Was passiert bei Frost?

Bis zu einer gewissen Sättigung versickert das Wasser im Boden. Daher dauert es länger, bis die Niederschläge in die Talsperren gelangen. Ist der Boden gefroren, kann er kein Wasser aufnehmen und die Niederschläge gelangen schneller in die Talsperren.