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Wenn Politiker mit Bürgern reden wollen: Beispiele für Gesprächsrunden

Der Elfenbeinturm ist kein guter Ort für Politiker. Viele reisen mit Gesprächsangeboten durch Sachsen. Sie wollen verstehen und versöhnen, sagen sie. Ein paar Beispiele. 

Von Franziska Klemenz
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Michael Kretschmer (CDU)beim "Sachsengespräch in Chemnitz".
Michael Kretschmer (CDU)beim "Sachsengespräch in Chemnitz". © dpa/ Ralf Hirschberger

„Die da oben“, sagen kritische bis wütende Menschen oft, und meinen damit allen voran Politiker. Ein Ruf von Unnahbarkeit und Abgehobenheit hat sich breit gemacht, Misstrauen ist die Folge. Gesprächsangebote sollen die Menschen versöhnen. Bürgersprechstunden reichen nicht mehr; statt Bürgerinnen und Bürger zu sich kommen zu lassen, reisen Politiker durch das Land. Michael Kretschmer (CDU) der nach dem katastrophalen Bundestagswahl-Ergebnis seiner Partei 2017 auf den Posten des sächsischen Ministerpräsidenten katapultiert wurde, versucht es mit verschiedenen Formaten. „Direkt“, heißt Format Nummer eins; nicht „Ihr Ministerpräsident“, sondern „Michael Kretschmer im Gesprächs mit Ihrer Gemeinde“ lautet der Nachsatz. Mit einem grünen Banner und der Begleitung des jeweiligen Bürgermeisters, manchmal sogar des Meißner Ex-Bundesinnenministers Thomas de Maizière, reiste Kretschmer im Jahr 2018 nach Weinböhla oder Königstein, Oppach, Klingenthal oder Trebendorf. Anmelden müssen sich die Gäste nicht, ans Mikrofon darf jeder.

Zum „Sachsengespräch“ kam Kretschmer als „Ministerpräsident“. Er besuchte alle zehn Wahlkreise und die drei kreisfreien Städte Sachsens. Kretschmer und andere Vertreter der Staatsregierung fragten: „Was bewegt uns? Und was wollen wir gemeinsam für den Freistaat Sachsen bewegen?“

Auch Sachsens Integrationsministerin Petra Köpping lädt regelmäßig zum offenen Gespräch. Die Sozialdemokratin hat „Nachwende-Aufarbeitung“ zu ihrem Thema und zum Slogan ihrer Runden erklärt. „Sind wir Ostdeutschen Bürger zweiter Klasse?“, fragte sie zuletzt in Riesa.

„Die besten Gespräche finden am Küchentisch statt.“ Das stellte Köppings Parteikollege, Wirtschaftsminister Martin Dulig schon zum letzten Sachsen-Wahlkampf fest. Mit einem Tisch reiste er auch 2018 wieder quer durch Sachsen, zum Gespräch kam er zuletzt nach Moritzburg, am 4. Dezember landet der Tisch in Dresden. Immer wieder begleiten ihn hochrangige Vertreter seiner Partei, etwa Ex-Bundesvorsitzender Sigmar Gabriel oder Bundesfinanzminister Olaf Scholz.

Selbst Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) lud in Sachsen schon zum Bürgergespräch, dafür kam er am 1. November nach Chemnitz. Bundestagsabgeordnete Katja Kipping (Die Linke) nutzte ihre „Sommertour“ durch Sachsen unter anderem, um im offenen Bürgergespräch über den Strukturwandel in der Lausitz zu sprechen. Ex-AfDlerin Frauke Petry sprach mit Bürgerinnen und Bürgern über ihre Splitterpartei „Die Blauen“.

Neben Politikerinnen und Politikern organisieren Institutionen wie die Landeszentrale für Politische Bildung oder die Katholische Akademie immer wieder Gesprächsrunden. Zum Ost-West-Forum auf Gut Gödelitz in Döbeln tauschen sich Menschen aus dem Osten und dem Westen seit langem über Erfahrungen und Haltungen aus.