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Warum dicke Skifahrer schneller sind

Der Meißner Mathematiker Norbert Herrmann gehtder Frage nach, warumman vor dem Abfahrtslauf ordentlich essen sollte.

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Die gute Nachricht für Skiabfahrtsläufer, Rodler und Bobfahrer: Sie brauchen auf Schnitzel, Nudeln und Pommes nicht zu verzichten. Zumindest, wenn es nach der neuen Formel des Meißner Mathematikdozenten Norbert Herrmann geht. Denn er hat berechnet – passend zu Olympia – warum dicke Skifahrer bergab schneller sind.

Nach seiner Formel liegt das allerdings, anders als der Volksmund sagt, keineswegs an der Masse. Das zeigt laut Herrmann die bekannte Formel von Newton (Kraft = Masse mal Beschleunigung). Die Masse versteckt sich in beiden Seiten der Gleichung und lässt sich folglich herauskürzen. Erst wenn man die Luftreibung einbezieht, ergibt sich eine Gleichung, aus der sich die Masse nicht wegrechnen lässt. Denn die Luftreibung ist nicht von der Masse abhängig, sondern von der Geschwindigkeit. Der dickere Fahrer drückt dieLuft besser weg.

Gilt nicht für Springer

Vor allem bei längeren Strecken haben dickere Skifahrer bergab einen deutlichen Vorsprung: Ein 110 Kilogramm schwerer Läufer legt etwa 1,6 Prozent mehr Wegstrecke in der gleichen Zeit zurück als ein 80 Kilogramm schwerer Abfahrtsläufer. Bei zehn Metern macht das laut Herrmann rund 16 Zentimeter aus, bei einer Strecke von einem Kilometer schon 16 Meter.

„Wenn ansonsten die Bedingungen gleich sind, hat das Gewicht also einen entscheidenden Einfluss“, sagt Herrmann. Gelegentlich verfolgt er die Olympia-Wettkämpfe vor dem Fernseher, vor allem Ski-Cross, weil sich da seine Theorie des Öfteren bestätigt hat. Manchmal fahren die Läufer den letzten Teil der Strecke zu viert. Beim letzten Lauf hat tatsächlich der Kräftigste gewonnen, so Herrmann.

Die schlechte Nachricht allerdings: Für Skispringer gilt die Formel nicht. Zwar sind Schwergewichte auch schneller bei dem steilen Anlauf. Aber kaum in der Luft, würde das Gewicht sie sofort nach unten ziehen.

„Sie müssen möglichst weit fliegen, das ist das gleiche Prinzip wie bei einem Leichtflugzeug“, erklärt Herrmann. Skispringer müssen leicht sein. Einige hungern sich auf ein Fliegengewicht herunter. Für alle anderen, die bergab fahren, gilt: Ein kräftiges Frühstück kann die Gewinnchancen verbessern. Christiane Raatz