Merken

Unter der Elbe durch

Noch in diesem Jahr wird die neue Gasleitung Eugal den Fluss queren – wenn alles gut geht.

Von Udo Lemke
 3 Min.
Teilen
Folgen
Bevor die Rohre, jedes ist 17,5 Meter lang, misst 1,40 Meter im Durchmesser und wiegt 15 Tonnen, verlegt werden können, müssen sie noch beschwert werden, damit sie durch ihren Auftrieb und das durchströmende Gas nicht an die Oberfläche aufschwimmen können
Bevor die Rohre, jedes ist 17,5 Meter lang, misst 1,40 Meter im Durchmesser und wiegt 15 Tonnen, verlegt werden können, müssen sie noch beschwert werden, damit sie durch ihren Auftrieb und das durchströmende Gas nicht an die Oberfläche aufschwimmen können © Claudia Hübschmann

Brockwitz/Gauernitz. Das Boot am Ausleger des blauen Baggers schwebt zurück ans Ufer. Die beiden Männer darin haben Peilungen des Flusgrundes vorgenommen, damit der blaue Bagger dort einen Graben ziehen kann. „Auf einer Länge von 220 Metern werden die Gasrohre etwa zweieinhalb Meter unter der Flusssohle verlegt“, erklärt Bauleiter Ioannis Plakidis-Adamer von der ausführenden Firma Gascade Gastransport GmbH mit Sitz in Kassel.

Er kennt den Abschnitt des Flusses zwischen Brockwitz auf dem rechtselbischen und Gauernitz auf dem linkselbischen Ufer schon. Denn ein Stück aufwärts quert bereits die Opal-Leitung, die von 2009 bis 2011 entstanden ist, die Elbe. Bevor die Rohre, jedes ist 17,5 Meter lang, misst 1,40 Meter im Durchmesser und wiegt 15 Tonnen, verlegt werden können, müssen sie noch beschwert werden, damit sie durch ihren Auftrieb und das durchströmende Gas nicht an die Oberfläche aufschwimmen können.

Dazu werden sie mit einem Betonmantel umgossen. Der wird gerade vorbereitet. Bevor die Blechhülle um die Rohre kommt, stellen Arbeiter die Armierungen für den Beton her. Diese bestehen nicht wie üblich aus Baustahl, sondern aus orangefarbenen Kunststoffseilen, damit die Armierungen nicht im Beton zu rosten anfangen. Ist der Beton ausgehärtet, kann der Blechmantel wieder abgenommen werden und die Rohre sind verlegefertig. „Wir wollen die Elbquerung bis Weihnachten schaffen“, sagt Ioannis Plakidis-Adamer, „falls das Wetter hält, wir können nur so arbeiten, wie es die Elbe zulässt“. Das heißt, dass bei einem Hochwasser – wonach es zwar schon seit Monaten nicht aussieht – im Zweifel die Baustelle erst einmal wieder geräumt werden müsste.

Der Kran hebt das Boot mit den beiden Männern in die Elbe. Dort wird gepeilt, wie tief der Bagger gehen muss, um den Graben für die neue Gasleitung auszuheben. 
Der Kran hebt das Boot mit den beiden Männern in die Elbe. Dort wird gepeilt, wie tief der Bagger gehen muss, um den Graben für die neue Gasleitung auszuheben.  © Claudia Hübschmann

Seit Anfang September sind im Schnitt fünfzehn Arbeiter auf der Baustelle beschäftigt. Am anderen Ufer ist schon die Trasse, die sich den linkselbischen Hang hinaufzieht, zu sehen. In einem Jahr, Ende 2019, soll das erste Gas fließen. Es kommt aus Russland durch die ebenfalls im Bau befindliche Leitung Nord Stream 2 über die 480 Kilometer lange Eugal von der Ostsee bis zur deutsch-tschechischen Grenze. Die seitlich der Rohrleitung aufgetürmten Haufen mit Mutterboden werden später wieder über die Trasse verteilt, sodass die Fläche wieder landwirtschaftlich genutzt werden kann. Während des Baus kontrollieren Fachleute ständig, dass der Boden so wenig als möglich in Mitleidenschaft gezogen wird.

Damit die Rohre immer rechtzeitig dort vorhanden sind, wo sie gerade eingebaut werden sollen, gibt es Rohrlager entlang der Trasse. Das am Rand der Klipphausener Ortsteils Röhrsdorf an der Straße nach Taubenheim eingerichtete, hat sich inzwischen schon ziemlich geleert. Im Sommer waren hier einmal 700 Rohre aufgestapelt. Das reicht, um 12,25 Kilometer Leitung zu bauen, rechnet George Wüstner, Gascade-Sprecher . Die nächstgelegenen Rohrlagerplätze befinden sich in südlicher Richtung bei Niederschöna, in nördlicher bei Großdobritz. Am Ende werden 47 000 Rohre für die gesamte Trasse von Lubmin bei Greifswald an der Ostsee bis nach Deutschneudorf in Sachsen an der tschechischen Grenze verbaut sein.

Auf der Baustelle stapeln sich Gestelle, in die schräg gestellte Gummiwalzen eingepasst sind. „Das sind Rollenböcke, auf denen Teile der Leitung vorwärts gezogen werden können“, erklärt Bauleiter Ioannis Plakidis-Adamer. Wenn die Querung der Elbe ausgebaggert und die Rohre mit dem Betonmantel umzogen sind, wird auf dem Gauernitzer Elbufer eine große Winde aufgebaut. Am vorderen Ende der Rohrleitung werden Seile befestigt, und dann wird das Ganze durch die Elbe ans Ufer gezogen.

Das Ganze findet gleich zweimal statt. Denn bis Ende 2019 soll erst einmal der erste Leitungsstrang verlegt sein und anschließend in Betrieb gehen. „Der zweite Strang wird rund ein Jahr später durchgehend fertiggestellt sein und danach seinen Betrieb aufnehmen“, teilt Gascade mit.