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Silicon Saxony erwartet 25.000 neue Jobs

Es liegt nicht nur an den Mikrochipfabriken: Sachsens größtes Hochtechnologie-Netz hat bald noch mehr zu tun.

Von Georg Moeritz
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uf Gitta Haupold folgt Frank Bösenberg als Leiter des Silicon Saxony.
uf Gitta Haupold folgt Frank Bösenberg als Leiter des Silicon Saxony. © Foto: Ludwig Maerz

Von Georg Moeritz

Als die Physikerin Gitta Haupold vor 18 Jahren den Verein Silicon Saxony in Dresden mitgründete, da konnte sie sich einen eigenen Messestand in San Francisco „nicht im Traum“ vorstellen. Inzwischen hat sie weltweit auf mehr als 100 Messen Sachsens größtes Hochtechnologie-Netz vorgestellt, Geschäfte zwischen kleinen und großen Maschinenherstellern angebahnt und Fördergeld nach Sachsen geholt.

Nicht bloß die großen Mikrochipfabriken entscheiden über die Branche, das war der ehemaligen ZMD-Mitarbeiterin Gitta Haupold früh klar, sondern ebenso Softwarefirmen. Um die will sich künftig auch Frank Bösenberg kümmern, der von Haupold im Januar die Leitung der Silicon-Saxony-Geschäftsstelle übernimmt. Er rechnet damit, dass aus jetzt 25 000 Software-Experten in sächsischen Firmen in den kommenden Jahren doppelt so viele werden.

Die Zahl ist groß, doch alleine SAP will in den nächsten drei Jahren in Dresden um 300 auf 1 000 Mitarbeiter wachsen. Die T-Systems-Tochter Multimedia Solutions hat 1 500 Beschäftigte, Itelligence in Dresden und Bautzen mit Tochterfirmen 1 000. Bösenberg weiß, dass das Silicon Saxony als Halbleiterhersteller bekannt ist. Doch die Region soll wie das Vorbild Silicon Valley künftig mehr als „Quelle von Innovationen“ wahrgenommen werden. Schließlich habe der Raum Dresden „alle Zutaten fürs Internet der Dinge“ – und dazu gehören außer der Software auch die Chipfabriken.

Fachkräfte von außerhalb

Zur Jahreshauptversammlung am Mittwochabend zählte der Branchenverein 342 Mitgliedsfirmen mit rund 20 000 Beschäftigten. Er verbindet Hersteller, Dienstleister und Forschungsinstitute. Der 41-jährige Bösenberg kandidierte als Haupolds Nachfolger auch für einen der drei Posten als Vizepräsident. Der frühere Vorsitzende des Rugby-Vereins Dresden leitete bisher die Silicon Saxony Management GmbH, die Firmen beim Beantragen von Fördergeld berät. Er ist auch Vorstand im Verein Wirtschaft für ein weltoffenes Sachsen und weiß, dass das Land nicht nur mit Technologie um sein Image werben kann. Die künftigen Fachkräfte und Ingenieure werden nicht nur von heimischen Universitäten kommen, sondern auch von außerhalb, sagt der ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende Heinz Martin Esser. Der 63-Jährige bleibt für die nächsten zwei Jahre im Amt. Sein Unternehmen Fabmatics stellt Roboter für Chipfabriken her und will wie schon Xenon Automatisierungstechnik eine Tochterfirma in Asien gründen.

Laut Esser haben die Lieferanten der Mikrochipfabriken derzeit viel zu tun, auch Bösenberg spricht von vollen Auftragsbüchern bei vielen Mitgliedern. Zwar gibt es Kurzarbeit in Dresdens größter Mikrochipfabrik Globalfoundries, die eine neue Technologie einführen will. Doch zehn Jahre nach der Pleite der Infineon-Tochter Qimonda wächst Infineon in Dresden, hat 550 neue Stellen angekündigt, und die neue Bosch-Mikrochipfabrik benötigt 700 Beschäftigte. Zwar investiert Bosch auch in seine Fabrik in Reutlingen und Infineon in Villach in Österreich, doch davon profitieren laut Esser auch Dresdner Anlagenlieferanten. Der Hunger der Industrie nach Mikrochips und passender Software wächst mit neuen Anwendungen – ob im selbst lenkenden Elektroauto oder in der Medizintechnik. Der Arbeitskreis Fotovoltaik im Silicon Saxony allerdings besteht nicht mehr. Der zeitweilige Boom der Solarfabriken half der Branche allerdings, nach der Qimonda-Pleite Fachleute in der Region zu halten. Bösenberg hat nun das Ziel, die Mitgliederzahl im Verein auf 500 zu erhöhen – zum Beispiel dank neuer Softwarefirmen.