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Patienten vergiftet: Krankenhaus stoppt OPs

Neun Patienten aus Frýdlant bei Zittau mussten auf die Intensivstation. Ursache könnte das Mittel "Propofol" sein.

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Symbolbild.
Symbolbild. © Sven Hoppe/dpa

Das Privatkrankenhaus in Frýdlant (Friedland) hat alle Operationen gestoppt, nachdem Ende voriger Woche neun Patienten Blutvergiftungen erlitten. Sie kamen auf die Intensivstationen der Krankenhäuser in Liberec (Reichenberg) und Jablonec nad Nisou (Gablonz). Die Klinik hat Strafanzeige erstattet, die Polizei Ermittlungen eingeleitet.

Laut den Angaben der Presseagentur ČTK könnte das schmerzstillende Mittel "Propofol" die Blutvergiftungen verursacht haben. Das kam bei einer Analyse heraus. Mindestens in einer Dose wurde der Keim Acinetobacter entdeckt. Bei körperlich schwachen Patienten kann dieser unter anderem Lungenentzündungen oder Vergiftungen verursachen. "Er war ziemlich massiv vertreten", sagte der stellvertretende Gesundheitsminister Roman Prymula. Das Staatsinstitut für die (SÚKL) warnte vor den Risiken der falschen Nutzung des Präparates. Dafür droht eine Strafe von 500.000 Kronen (rund 19.000 Euro)

Die Untersuchungen laufen noch. Das Friedländer Krankenhaus möchte die bisherigen Ergebnisse nicht  kommentieren, so Sprecherin Dita Fuchsová. Geräte und Medikamente im Haus sollen aber in Ordnung gewesen sein.

Momentan befinden sich noch sieben Patienten auf den Intensivstationen. Ihre Lage verbessert sich langsam, außer bei zweien. Sie hätten Probleme beim Atmen, heißt es.

Symptome einer Blutvergiftung zeigten sich insgesamt bei 16 Patienten - Männer, Frauen, Jugendliche -, die vorige Woche in Frýdlant operiert wurden. Es handelte sich dabei um orthopädische, gynäkologische Eingriffe oder Gallenoperationen. Diese führten  verschiedene Arzt- und Pflegeteams durch.

Das Friedländer Kreiskrankenhaus, das die Gesundheitsversorgung in der Region mit rund 25.000 Einwohnern sichert, betreibt seit 2013 die EUC Gesellschaft (früher Euroclinicum). Die Einrichtung leidet unter Ärztemangel. Seit 2015 wurde aus diesem Grund die Interne geschlossen und die Betten für den Pflegedienst genutzt. 

Noch vor fünf Jahren hatte das Krankenhaus 126 Betten, heute nur noch 80, davon 35 für die Akutpflege. Seit April 2016 funktionierte die interne Ambulanz für akute Fälle nicht mehr und im Krankenhaus war nur ein Notdienst vorzufinden. Jetzt ist auch die chirurgische Akutpflege ausgefallen.

Der Kreis Liberecký kraj (Liberec) will das Krankenhaus kaufen und die Gesundheitsdienstleistung dort erneuern und sichern. "Je früher dies geschieht, desto besser", meinte der Vertreter des Bürgermeisters von Frýdlant, Jiří Stodůlka. Zurzeit sind die Bewohner des Friedländer Zipfels auf das 27 Kilometer entfernte Krankenhaus in Liberec angewiesen. Das kann, vor allem im Winter, gefährlich sein, weil die Straße oft  hängengebliebene Lkw blockiert. (lau)