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Nach mysteriösem Tod: Leiche des 27-Jährigen wird untersucht

Die Polizei findet Schusswaffen, Säbel und Chemikalien in der Wohnung in Struppen. Wollte der Mann auch andere gefährden?

Von Katarina Gust
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SEK-Beamte stürmen am Dienstag die Wohnung eines 27-Jährigen in Struppen-Siedlung (li.). Der Mann konnte jedoch nur noch Tod geborgen werden. Woran er starb, wird derzeit untersucht.
SEK-Beamte stürmen am Dienstag die Wohnung eines 27-Jährigen in Struppen-Siedlung (li.). Der Mann konnte jedoch nur noch Tod geborgen werden. Woran er starb, wird derzeit untersucht. © Marko Förster

Nach dem mysteriösen Tod eines 27-Jährigen in Struppen-Siedlung, der am Dienstagabend leblos in seiner Wohnung am Lilienring gefunden wurde, ist die genaue Todesursache des Mannes noch nicht geklärt. Das teilt Polizeisprecherin Ilka Rosenkranz auf SZ-Anfrage mit. Der Leichnam soll demnach gerichtsmedizinisch untersucht werden. Dabei soll auch bestimmt werden, zu welchem Zeitpunkt der Mann zu Tode kam. Ob eine Obduktion vorgenommen wird, entscheide die Staatsanwaltschaft Dresden. „Das Todesermittlungsverfahren läuft damit noch“, sagt Rosenkranz.

Der 27-jährige Mann, der leblos auf seinem Bett lag, hatte Waffen und Behälter mit Chemikalien in seiner Wohnung gelagert. Die Mutter des Mannes hatte die Polizei alarmiert. Sie äußerte den Verdacht, dass sich ihr Sohn hilflos in seiner Wohnung befinden könnte. Sie hatte sich im Laufe des Tages noch mit ihm getroffen, konnte ihn abends aber nicht mehr erreichen. Die Frau informierte daraufhin die Beamten. Eine Streife eilte zu dem Mehrfamilienhaus am Lilienring. 

Als niemand öffnete, wurde die Feuerwehr gerufen, um die Eingangstür zu öffnen. Außerdem wurde der Rettungsdienst für die medizinische Versorgung angefordert. Als die Wohnungstür aufgesägt war, standen die Rettungskräfte vor Hindernissen. Möbel versperrten den Weg. Als sie weiter in die Räume vordrangen, schlugen plötzlich die Gaswarngeräte an. Sie mussten von einer lebensgefährlichen Konzentration Kohlenmonoxid ausgehen. Um sich nicht selbst zu gefährden, zogen sich die Retter zurück und schalteten den Strom ab. Das Mehrfamilienhaus wurde vorsorglich evakuiert.

Feuerwehrleute rüsteten sich unterdessen mit Atemschutzgeräten aus, um erneut in die Wohnung zu gehen. Laut Ermittlerkreisen entdeckten sie dort eine Ansammlung von Waffen und diverse Chemikalien. Darunter Grillanzünder, der im Raum verteilt worden war, sowie Elektrogeräte mit Drähten und eine Gasflasche. Es hätte nach Benzin gerochen. Die Gerätschaften sollen zur Herbeiführung eines Brandes beziehungsweise einer Explosion geeignet gewesen sein. Die Polizei forderte schließlich das Sondereinsatzkommando an. Das SEK stürmte die Wohnung und konnte Entwarnung gegeben. Der 27-Jährige konnte nur noch tot geborgen werden. Vermutlich hatte der Mann Säure so gemischt, dass sich daraus giftige Gase entwickelt hatten. Experten für Unkonventionelle Spreng- oder Brandvorrichtungen (USBV) wurden deshalb hinzugezogen.

Armbrust und Schwert sichergestellt

Wollte der junge Mann damit auch andere Menschen gefährden? Bis jetzt deutet vieles auf einen Suizid des gebürtigen Pirnaers hin. Endgültig sicher sei das aber noch nicht. Denn auch ein Unglücksfall könne nicht ausgeschlossen werden, heißt es aus Ermittlerkreisen. Die Polizei wertet derzeit in der Wohnung gesicherte Spuren aus. In den Räumen wurden neben Schwertern beziehungsweise Säbeln eine Armbrust und Schusswaffen gefunden. Bei Letzteren soll es sich laut Ermittlern um Schreckschuss- oder Luftdruckwaffen gehandelt haben. 

Die Polizei untersucht auch, ob der Vorfall im Zusammenhang mit einem Brand in einer Garage in Pirna am Montag steht. Denn die Garage hatte der 27-Jährige gemietet. Bei der ersten Brandortuntersuchung am Montag hätten die Ermittler vor Ort keine Besonderheiten festgestellt. Dennoch hätte man versucht, den Eigentümer ausfindig zu machen. „Er war allerdings nicht erreichbar“, erklärt Polizeisprecherin Ilka Rosenkranz. Nach dem Großeinsatz in Struppen nahmen Ermittler erneut die ausgebrannte Garage im Komplex „Am Kohlberg“ an der Rottwerndorfer Straße neben dem Aktiv-Sporthotel unter die Lupe. Die Auswertung der zweiten Brandortbegehung stehe laut Polizei noch aus. Nach dem Großeinsatz von Polizei, Feuerwehren, Rettungsdienst und Spezialkräften ist die Stimmung in Struppen-Siedlung derzeit angespannt. So empfindet es Gemeinderätin Brigitte Verdang (Bürger für Struppen). „Die Leute sind geschockt“, sagt sie gegenüber der SZ. 

Struppen-Siedlung sei bisher ein ruhiger Ortsteil gewesen. Etwa 90 Prozent der Einwohner würden in Einfamilienhäusern leben – ruhig und beschaulich. „Es ist ein komisches Gefühl, das man im Moment hat, denn niemand hat so eine Tragödie erwartet“, sagt Brigitte Verdang. Nachbarn reagierten nach dem Drama in ihrer Siedlung erschrocken. Er war ein netter Mann, sagen sie, er hätte immer gegrüßt, er habe eine Freundin gehabt. Anwohner hätten nicht damit gerechnet, dass der junge Mann auf so eine tragische Weise zu Tode kommt. Der 27-Jährige war seit mehreren Jahren Tanzlehrer in Pirna. Auch dort sei er stets freundlich gewesen, berichten Leute, die bei ihm Unterricht hatten. Im Sommer hatte er für viele überraschend seinen Job gekündigt. Enge Freunde berichten, dass er in jüngster Zeit Beziehungsprobleme gehabt haben soll. (mit Daniel Förster)