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Lebenslange Haft für jungen Mann aus Dresden

Im Streit setzte er eine Wohnung im vogtländischen Plauen in Brand. Zwei Bekannte des 27-Jährigen kamen ums Leben.

Von Ulrich Wolf
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In diesem Haus in Plauen im Vogtland starben zwei junge Menschen aus der Sächsischen Schweiz nach einem vorsätzlich gelegten Feuer. Nun muss der Täter aus Dresden lebenslang in Haft.
In diesem Haus in Plauen im Vogtland starben zwei junge Menschen aus der Sächsischen Schweiz nach einem vorsätzlich gelegten Feuer. Nun muss der Täter aus Dresden lebenslang in Haft. © Ulrich Wolf

Es ist Anfang Februar 2018, als der arbeitslose Sebastian M. von Dresden aus ins Vogtland reist. Er will Freunde besuchen in Plauen. In der Dürerstraße 8. Dort, im Dachgeschoss, wohnen Kumpels von ihm, junge Leute. Sie beziehen Hartz IV, mögen Hunde, haben mit Drogensucht zu kämpfen, Bier gehört zu ihrem Alltag. Ihr Besucher aus Dresden kennt sie von Kindheit an. Einer der Bewohner im Dachgeschoss stammt aus Pirna, ging dort zur Schule. Auch dessen jüngerer Bruder lebt dort, gemeinsam mit seiner Freundin. Die stammt aus Neustadt in Sachsen, besuchte Schulen in Hohnstein, Pirna und Sebnitz. Der Besuch wird zur Katastrophe.

Vermutlich aus Enttäuschung sei es zu der Brandstiftung gekommen, urteilte das Landgericht Zwickau am Mittwoch. Der beste Freund habe dem 27 Jahre alten Dresdner wohl nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt. Sebastian M. habe daraufhin ein Stück Stoff angezündet, während alle anderen in der Wohnung schliefen, und sich dann aus dem Staub gemacht. Sein 25 Jahre alter Kumpel aus Pirna stirbt bei dem Brand, dessen Bruder wird schwer verletzt. Die junge Frau aus Neustadt in Sachsen kommt ebenfalls ums Leben. Den Täter schicken die Zwickauer Richter nun lebenslang ins Gefängnis. Er habe seine schlafenden Opfer heimtückisch getötet, hieß es. Zudem ordnete das Gericht an, dass der Täter in einer Entziehungsanstalt untergebracht wird. Grund: Der Angeklagte neige "im berauschten Zustand zu erheblichen rechtswidrigen Taten".

Überlebende des Brandes hatten die Ermittler auf die Spur des Dresdners gebracht. Er war unmittelbar nach dem Brand mit dem Zug nach Pirna gefahren und hatte sich dort bei der Polizei nach Verdächtigen erkundigt. Schon drei Tage nach der Tat saß er in Untersuchungshaft. Dort legte er ein Geständnis ab. Im Prozess jedoch schwieg er. Ein Gutachter erklärte Sebastian M. in dem Verfahren für schuldfähig. Er habe zwar Drogen konsumiert, eine Psychose sich aber trotzdem nicht nachweisen lassen.

In dem Brandhaus wohnten auch Roma und Sinti

In dem Haus in der Dürerstraße lebten außer sechs Deutschen auch 30 Ausländer, überwiegend Roma. Die hatten zuvor in einem anderen Haus gewohnt, nur fünf Minuten Fußweg entfernt. Auch in diesem Gebäude brannte es, Ende 2017. Auch dort war das Feuer mit Vorsatz gelegt worden. Vier Roma-Frauen sowie zwei Kinder, zwei und fünf Jahre, wurden dabei schwer verletzt. Wochenlang ging daraufhin in Plauen das Gerücht um, Motiv für die Brände könne auch Fremdenhass gewesen sein. Sogar der Zentralrat der Roma und Sinti schaltete sich mit einer Stellungnahme ein, zumal beide Gebäude ein- und demselben Vermieter gehörten. Der ist ein Hesse, der in Plauen nach eigenen Angaben rund 130 Wohnungen besitzt. In ihnen brannte es zwischen Februar 2015 und Februar 2018 fünfmal. In seinen Häusern lebten Drogenabhängige, Flüchtlinge, Roma, sagte der Vermieter im März sächsische.de. „Die Miete überweist oft das Amt.“

Die Staatsanwaltschaft Zwickau hingegen sieht keinen Zusammenhang zwischen den Bränden. Fremdenfeindliche Motive hält sie für unwahrscheinlich. Einen Antrag auf Nebenklage durch eine der betroffenen Roma-Frauen im Verfahren gegen Sebastian M. hatte das Landgericht Zwickau abgelehnt. Die Anwältin der Roma-Frau betont bis heute, dass die Zusammenhänge zwischen den Bränden „von Amts wegen nicht angemessen“ untersucht worden seien.

Die Verteidigung des Brandstifters Sebastian M. hatte in ihrem Plädoyer Freispruch gefordert. Das nun ergangene Urteil ist noch nicht rechtskräftig.