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Hoffnung auf weniger Zugausfälle

Die Städtebahn zahlt Lokführern mehr.  Läuft es dann auf der Müglitztalbahn besser?

Von Maik Brückner & Dirk Schulze
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Unterzeichnen einen Tarifvertrag für Lokführer, Claus Weselsky, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft GDL (r.), und Torsten Sewerin, Geschäftsführer Städtebahn Sachsen.
Unterzeichnen einen Tarifvertrag für Lokführer, Claus Weselsky, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft GDL (r.), und Torsten Sewerin, Geschäftsführer Städtebahn Sachsen. © SBS

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat mit der Städtebahn Sachsen GmbH (SBS) Tarifverträge abgeschlossen. Dazu waren lediglich drei Verhandlungsrunden nötig. „Das ist ein gelungener Tarifabschluss“, sagt SBS-Geschäftsführer Torsten Sewerin. So gelten die Regelungen des GDL-Flächentarifvertrags für das Zugpersonal nun vollständig auch bei der SBS und beenden die tariflose Zeit in diesem Unternehmen. „In Zeiten des Fachkräftemangels war dies eine absolut wichtige Entscheidung zur Sicherung des Bestandspersonals und zur Gewinnung von neuem Personal“, erklärte GDL-Bundesvorsitzender Claus Weselsky.

Die Kunden der Städtebahn können hoffen, dass damit die Zahl der Zugausfälle geringer wird. Das Unternehmen musste den Zugverkehr auf der Strecke zwischen Sebnitz und Neustadt/Sachsen schon vor Monaten einstellen, weil Leute fehlten, die die Züge fahren. Im März 2019 will die Städtebahn dort den Verkehr wieder aufnehmen. Es dürfte aufgrund der besseren Konditionen möglicherweise nun leichter fallen, Personal anzuheuern.

Das war zuletzt schwieriger geworden, weil die Konkurrenz der Städtebahn Lokführer abgeworben hatte. Trotz Neueinstellungen und Umschulungen gelang es der Städtebahn gerade so, den Personalstamm zu halten. Um den Zugbetrieb auf allen Strecken abzusichern, fehlten aber permanent Lokführer. Das bekamen die Bahnkunden sogar zu spüren, wenn das Unternehmen Lokführer für Betriebsratsversammlungen freistellen musste. Auch bei höherem Krankenstand musste die Städtebahn vor allem auf der Müglitztalbahn Triebwagen im Depot lassen und stattdessen Taxen und Busse als Schienenersatzverkehr fahren lassen. „Das ist nicht mehr nötig, die Verkehrssicherheit ist gegeben“, sagt Sewerin. Mögliche Streiks hätten das infrage stellen können. Alle Seiten sind froh, dass diese dank der zügigen Tarifverhandlungen abgewendet werden konnten.

Laut Städtebahn war die Herausforderung bei den Verhandlungen, die Differenz zwischen dem bestehenden Entgeltniveau und dem bundesweiten Rahmentarifvertrag für Zugpersonal zu beseitigen. Das volle Niveau wird demnach im Jahr 2021 erreicht. Ab 1. Januar 2019 erhöht sich dazu das Monatstabellenentgelt halbjährlich um rund 3,5 Prozent. „Die SBS ist nun das einzige Unternehmen in Deutschland, das seinen Lokomotivführern ab dem 1. Januar 2019 ein Einstiegsgehalt von über 3 000 Euro zahlt“, erklärt Sewerin. Gleichzeitig wird die betriebliche Wochenarbeitszeit ohne Entgeltausgleich um eine Stunde auf 39 Stunden reduziert. Ab 2022 gilt die 38-Stunden-Woche.

Lange werben muss die Städtebahn nicht. Wie der Geschäftsführer erklärte, lägen bereits Bewerbungen vor, die jedoch vorbehaltlich eines Tarifvertrags erfolgten. Angesichts gesetzlicher Kündigungsfristen werde es aber erst im nächsten Jahr tatsächlich zu Neueinstellungen kommen. Vier neue Lokführer wären das bis März. Weitere stünden in Aussicht, so Sewerin.

Zum neuen Tarifvertrag gehört auch eine Regelung zum Personalübergang, falls Unternehmen Strecken verlieren oder bei Ausschreibungen hinzugewinnen. „Das Alt-Personal kann leichter übernommen werden“, sagt Sewerin. Die Städtebahn hat für das sogenannte Dieselnetz, zu dem die Müglitztalbahn und die Strecke nach Sebnitz zählen, einen Vertrag bis 2024.