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Wie gefährlich ist die Straße, auf der der Amtsleiter starb?

Immer wieder kommt es auf der neuen S 81 in Moritzburg zu Unfällen. Bisher ohne Konsequenzen.

Von Sven Görner
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Der tödliche Unfall auf der S 81 wirft erneut die Frage auf, warum die Interessen von Fahrradfahrern bei millionenteuren Straßenneubauten kaum Beachtung finden. (Symbolfoto)
Der tödliche Unfall auf der S 81 wirft erneut die Frage auf, warum die Interessen von Fahrradfahrern bei millionenteuren Straßenneubauten kaum Beachtung finden. (Symbolfoto) © Roland Halkasch

Moritzburg. Könnte Falk Schmidtgen noch leben, wenn der Fahrer des an dem tödlichen Unfall beteiligten Transporters nicht stark betrunken am Steuer gesessen hätte? Diese Frage zu beantworten, wäre reine Spekulation. Mit Sicherheit wäre das Unglück aber nicht passiert, wenn es an der Staatsstraße einen separaten Radweg geben würde.

Der verheiratete Vater von drei Kindern war am Dienstagabend mit dem Fahrrad auf dem Heimweg nach Weinböhla gewesen. Etwa 300 Meter nach dem Abzweig Friedewald rammte ihn ein Fiat Ducato von hinten. Der 54-Jährige wurde mehrere Meter durch die Luft geschleudert und so schwer verletzt, dass er am Unfallort verstarb. Ein Test ergab bei dem 42-jährigen Fahrer fast 1,7 Promille.

Aus Sicht der Feuerwehr ist die S 81 zwischen Friedewald und Auer ein Unfallschwerpunkt. „Wir würden eine Geschwindigkeitsbegrenzung begrüßen, da hier auch mehrere Waldwege mit Parkmöglichkeiten einmünden und aufgrund der geraden Strecke häufig zu schnell gefahren wird“, hatte der Friedwalder Wehrleiter Jens Kaltschmidt erst kürzlich gegenüber der SZ gesagt. Vor nicht einmal drei Wochen waren nicht weit von der jetzigen Unfallstelle ein Pkw und ein Holztransporter zusammengestoßen, als dieser aus dem Wald auf die Straße einbog.

Viele Radfahrer meiden die vor sieben Jahren fertiggestellte Neubaustrecke. Erst recht in der Dunkelheit. Wer das Fahrrad für den Weg von und zur Arbeit nutzt, hat allerdings so gut wie keine Alternative.

Falk Schmidtgen.
Falk Schmidtgen. © Archivbild: N. Neumann

Auch viele Leser bewegt das tragische Unglück. Monika Lohde schreibt per E-Mail: „Schlimm, was da passiert ist. Wir trauern mit den Angehörigen und wünschen ihnen viel Kraft. Doch die Verantwortlichen für den Bau dieser Straße müssen sich fragen lassen, warum es für diese Verbindung keinen separaten Fahrradweg gibt, beziehungsweise das Fahrradverbot nur am Beginn in Dresden ausgeschildert ist. Wir benutzen die Straße oft und schon am Tag sind die Fahrradfahrer dort ungeschützt, geschweige im Dunklen. Wie lange dauert es noch, bis sich jemand für eine Änderung entscheidet?“

Verantwortlich für die Straße und seinerzeit auch für deren Bau ist das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv). Allein der 2,9 Kilometer lange Abschnitt der S 80/81 zwischen Friedewald und der Auerstraße in Weinböhla kostete 6,5 Millionen Euro. Gebaut wurde zum Großteil neben der alten Straße. Die Möglichkeit, diese Trasse zu einem Radweg umzubauen, wurde damals nicht genutzt. Stattdessen erfolgte fast ein kompletter Rückbau.

Im neuen Masterplan, den Moritzburgs Wegewart Wolf-Rüdiger Meyer gerade für Rad-, Wander- und Kutschwege in der Gemeinde erarbeitet, soll auch ein Schnellradweg zwischen Weinböhla und dem Dresdner Norden aufgenommen werden. „Dieser soll nicht komplett neu in die Landschaft gezogen werden, sondern vorhandene Schneisen und Wegeverbindungen nutzen“, sagt Moritzburgs Bürgermeister Jörg Hänisch. Unter anderem dort, wo einst die alte S 81 war. Die Gemeinde kann dabei auch auf Unterstützung der Weinböhlaer Nachbarn zählen. Auf einen bereits gestellten Antrag, der zunächst nur einen Radweg zwischen Auer und Weinböhla vorsah, habe sein dortiger Amtskollege allerdings bereits eine Ablehnung vom Lasuv erhalten. Ein solcher Bau sei nicht vorgesehen.

Wie langsam die Mühlen mahlen, zeigt ein anderes Moritzburger Beispiel. Als vor über zehn Jahren die Moritzburger Mittelschule geschlossen wurde, war den Eltern versprochen worden, einen Radweg entlang der S 177 nach Reichenberg zu bauen, damit die Kinder sicher in die Boxdorfer Schule kämen. Mit der am Montagabend vom Gemeinderat beschlossenen Ortsdurchfahrtenvereinbarung kann nun die Eröffnung des notwendigen Planfeststellungsverfahrens geprüft werden. Wann schließlich gebaut wird, ist damit noch immer offen. Aber immerhin ist dieser Radweg in den Planungen des Freistaats mit der höchsten Priorität versehen.

Ob es der jetzt angedachte Radweg überhaupt bis dahin schafft, ist völlig offen. Eine schnelle Lösung ist trotz des tödlichen Unfalls daher leider kaum zu erwarten.