Merken

Ein außergewöhnliches Geschenk für Großschönau

Die Witwe eines Berliner Kunstsammlers schenkt dem Museum vier wertvolle Gemälde. Sie sind hier genau richtig.

Von Jana Ulbrich
 2 Min.
Teilen
Folgen
Ausschnitt aus dem Gemälde "Die Kartenlegerin" von Johann Eleazar Zeisig, genannt Schenau.
Ausschnitt aus dem Gemälde "Die Kartenlegerin" von Johann Eleazar Zeisig, genannt Schenau. © Museum

Es ist ein sehr außergewöhnlicher Beschluss, den die Großschönauer Gemeinderäte auf ihrer Sitzung am Montagabend zu fassen haben: Die Annahme einer Schenkung. Das allein kommt schon ziemlich selten vor, aber diese Schenkung ist noch dazu eine ganz besondere.

Die Geschichte beginnt an einem Spätsommernachmittag dieses Jahres, als im Deutschen Damast- und Frottiermuseum an der Großschönauer Schenaustraße das Telefon klingelt. Am anderen Ende der Leitung meldet sich ein Anwalt aus Berlin. Seine Mandantin, Ingrid Bischoff, möchte dem Museum gern vier Gemälde von Johann Eleazar Zeisig schenken. Bei diesem Namen wird Museumsleiterin Anja Schumann hellhörig: Johann Eleazar Zeisig, das ist Schenau, ein bedeutender Maler seiner Zeit und einer der größten Söhne Großschönaus, der sich seiner Heimatliebe wegen diesen Spitznamen Schenau selbst gegeben hat. Eine Straße ist im Ort nach ihm benannt, und im Museum gibt es ein Schenau-Zimmer.

Die Bilder stammen aus dem Nachlass des verstorbenen Mannes von Ingrid Bischoff, der ein sehr leidenschaftlicher Kunstsammler war. Seine Witwe möchte mit dem Erbe Gutes tun. Sie wendet sich zuerst nach Dresden. Dort gerät sie – es ist ein glücklicher Zufall – an die Kunsthistorikerin Anke Fröhlich Schauseil, eine Kennerin Schenaus und dessen besonderer Beziehung zu Großschönau. Die Kunsthistorikerin erkennt sofort, um was es sich bei den Bildern handelt. Sie empfiehlt der Witwe, die Bilder nach Großschönau zu geben.

„Jedes Gemälde ist ein Prachtstück für sich“, schwärmt Museumsleiterin Anja Schumann. Zwei der Bilder hat Schenau auf Kupfer gemalt, eine seltene Technik, in der es bisher noch gar keine Sammlerstücke im Museum gibt. Die Gemälde zeigen Szenen aus dem Alltag seiner Zeit, ein verliebtes Mädchen, Mütter mit Kindern in feinen Kleidern und abergläubische Frauen bei der Kartenlegerin. Schenau hat sie mit nahezu spitzbübischem Blick gemalt.

Die Gemälde haben einen geschätzten Wert von rund 80.000 Euro. Sie sollen jetzt noch einmal aufgearbeitet und die Rahmen restauriert werden. Auch dafür will die Stifterin aufkommen. Gezeigt werden die Gemälde künftig abwechselnd im Schenau-Zimmer. Und selbstverständlich ist der Gemeinderatsbeschluss zur Annahme der Schenkung am Montagabend einstimmig angenommen worden. "Wir sind der Stifterin sehr dankbar", sagt Bürgermeister Frank Peuker (SPD). "Es ist großartig, dass der Gemeinde ein solcher glücklicher Umstand widerfährt." 

1.	Das zerpflückte Gänseblümchen, Öl auf Leinwand.
1. Das zerpflückte Gänseblümchen, Öl auf Leinwand.
2.	Die Kartenlegerin, Öl auf Leinwand.
2. Die Kartenlegerin, Öl auf Leinwand.
3.	Mutter mit Mädchen und Buch im eleganten Interieur, 1768, Öl auf Kupfer.
3. Mutter mit Mädchen und Buch im eleganten Interieur, 1768, Öl auf Kupfer.
4.	Mutter und kleines Kind in elegantem Interieur, 1768, Öl auf Kupfer. Fotos: Museum
4. Mutter und kleines Kind in elegantem Interieur, 1768, Öl auf Kupfer. Fotos: Museum