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„Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern eine Notwendigkeit“

Sie will zeigen, dass Öko-Produkte schön sein können: Ulrike Stolze produziert Designerstücke aus recyceltem Plastikmüll.

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Der Recyclingladen in der Dresdner Neustadt.
Der Recyclingladen in der Dresdner Neustadt. © Ulsto

Es gibt eine Formel, die ihr Leben durchdringt: reduce, reuse, recycle. Reduzieren, wiederverwenden und wiedergewinnen. Ulrike Stolze hat diesen Dreisatz tief verinnerlicht. Erst im vergangenen Jahr hat sie ihr Maschinenbaustudium mit dem Schwerpunkt Verpackungstechnik abgeschlossen und parallel ein Label in Dresden begründet: Ulsto. Es steht für nachhaltiges Design. Aber ohne verstaubtes Öko-Image. Ästhetik und Nachhaltigkeit sollen bei Stolze Hand in Hand gehen. Im Angebot hat sie zum Beispiel schlichte, reduzierte Taschen aus Kork und recyceltem Kunststoff. Von ihrem Studium profitiert sie nun auf Alltagsebene, schließlich müssen täglich auch ganz persönliche Dingegutverpackt von A nach B transportiert werden.

Jetzt hat die 28-Jährige auch einen Laden auf der Kamenzer Straße offiziell eröffnet, um künftig mehr Dresdner für ihr Anliegen zu interessieren. Denn: „Nachhaltigkeit ist in meinen Augen kein Trend, sondern eine Notwendigkeit“, sagt sie mit einer gewissen Dringlichkeit in der Stimme.

Nach dieser Devise verfährt sich auch bei ihren Produkten. Unter anderem Kork, aber vor allem auch Filz aus PET-Flaschen bringt laut Stolze alle Voraussetzungen für eine Produktion mit gutem Gewissen mit. „Das Wiederverwenden von ohnehin vorhandenen Materialen ist natürlich das Beste, was man überhaupt machen kann. Denn wir leben in einer Welt, die keine neuen Rohstoffe erfinden muss, sondern die mit den vorhandenen klug umgehen sollte“, sagt sie mit Blick auf den Kunststofffilz, den sie verwendet. Bei dessen Herstellung werden PET-Getränkeflaschen in Kleinstteile geschreddert. Aus den Bruchstücken wird unter allmählicher Erhitzung dann ein Faden gewonnen. „Wie bei Wollfilz werden die Fäden ganz wirr, einfach kreuz und quer zusammengeführt, sodass die klassische Filzstruktur entsteht“, erklärt sie.

Vielen Menschen sei nicht bewusst, dass Textilien, die ihnen im Alltag begegnen, aus Kunststoff gearbeitet sind. Unter anderem weil sie eine sehr weiche, kuschelige Oberflächenstruktur haben. Daran mag nicht jeder beim Gedanken an recyceltes Plastik denken. „Überall taucht Kunststoff im Alltag in Textilform auf“, meint Stolze. „Das reicht vom Getränkebecher, der mit Filz ummantelt ist bis hin zur Kuscheldecke.“

Neben der weichen Beschaffenheit hat Kunststofffilz laut Stolze noch einen anderen, entscheidenden Vorteil - er ist in der Produktion selbst nachhaltig. „Das Material ist sehr standfest. Im Gegensatz zu Stoff brauche ich also weniger Zuschnitt, um eine gewisse Festigkeit zu erreichen. Das heißt, ich verwende weniger Material. Das wiederum passt zu meinen Anliegen, vor allem den Materialaufwand, aber auch das Design aufs Wesentliche zu reduzieren.“

Die Frage, ob man Kunststoff überhaupt guten Gewissens mit naturbelassenen Materialien wie Kork mischen sollte, stellte sich dabei für Stolze nie. „Ich habe darin zu keiner Zeit ein Dilemma gesehen. Kunststoffflaschen sind natürlich alles andere als umweltfreundlich und die Plastikverschmutzung ist weltweit immens. Aber genau deswegen denke ich, dass es weitaus besser ist, wenn wir recycelten Kunststoff schön gestaltet mit uns herumtragen und er nicht als Müll in der Umwelt landet.“

Im Privatleben der jungen Unternehmerin spielt Plastik hingegen nur eine kleine Rolle. Stolze kauft ihre Lebensmittel in einem plastikfreien Geschäft, Plastiktüten verwendet sie nur weiter, würde sie sich aber nie selbst anschaffen. Auch bei ihrer Kleidung achtet sie darauf, dass keine Kunststoffe verarbeitet sind. Und so tut sich ein zweites Lebensmotto für sie auf: Weniger ist mehr.

Der Laden Ulsto auf der Kamenzer Straße 30 hat immer dienstags von 12 bis 19 Uhr geöffnet. (SZ/mes)