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Fall Anneli: „Das hat mich an meine Grenzen gebracht“

Plastiker Maximilian Hagstotz berichtet bei sächsische.de über eine seiner bisher größten Herausforderungen.

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Mit einem angedeuteten Lächeln auf den Lippen: Als Engel ist die ermordete Anneli zurückgekehrt. Meissen-Plastiker Maximilian Hagstotz schuf die Vorlage.
Mit einem angedeuteten Lächeln auf den Lippen: Als Engel ist die ermordete Anneli zurückgekehrt. Meissen-Plastiker Maximilian Hagstotz schuf die Vorlage. © Claudia Hübschmann

Meißen. Ursprünglich sei ja Chefplastiker Jörg Danielczyk angefragt gewesen. Doch dieser habe schließlich den Auftrag vermittelt, erinnert sich Maximilian Hagstotz. Bis heute ist er dankbar für dieses kulante Verhalten und für die Großzügigkeit seines Arbeitgebers. 

Ein Jahr lang erlaubte ihm die Manufaktur – neben seiner eigentlichen Arbeit – an einer Plastik für die vor drei Jahren entführte und später ermordete Anneli-Marie Riße zu arbeiten. Am 13. August 2015 war die damals 17-jährige Schülerin von zwei Männern in der Nähe ihres Elternhauses in Robschütz (Gemeinde Klipphausen) entführt worden. Eine sehr ruhige Wohngegend, direkt an Feldern und am Waldrand gelegen. 

Anneli ging nach dem Abendbrot wie immer mit ihrer Hündin Paula spazieren. Tags darauf musste sie qualvoll sterben. Ihre Peiniger waren Dilettanten, hatten keinen Plan für die Übergabe des geforderten Lösegelds von 1,2 Millionen Euro, das Vater Uwe Riße, ein Bauunternehmer, auf die Schnelle zusammenbrachte.

Von morgens sechs Uhr bis abends 22 Uhr sei er oft in seinem Atelier gewesen, sagt der 26-Jährige. Fotos und Schilderungen von Freunden sowie Gespräch mit den Eltern halfen ihm, sich einen Eindruck von Annelis Persönlichkeit zu verschaffen. Der gesamte Schaffensprozess sei psychisch sehr belastend gewesen, aber gleichermaßen auch physisch. Für so eine große Figur muss sehr viel Material bewegt werden. Nacht der Arbeit sei er todmüde in sein Bett gefallen, sagt der junge Plastiker. Auf der anderen Seite habe der anschließende Tiefschlaf ihm geholfen, die Wochen und Monaten durchzustehen.

Der jetzt auf dem Grab von Anneli in Sora zu findende Engel wurde auf Wunsch der Familie nach einer klassischen Methode gefertigt. Zuerst modelliert aus Ton, dann als Gipsmodell und am Ende als Plastik aus einem großen Block Carrara-Marmor geschlagen. Letztere Aufgabe übernahm Steinmetzmeister Christian Heerklotz aus Klipphausen. (pa/um)